Sprache und Geld als Denkformen

Mittwoch, 13. April 2011 um 18:00 Uhr, Philosophisches Seminar, Hegelsaal

Das letzte Semester der Vortragsreihe beginnt vielversprechend!

Der Einstiegvortrag wird von Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck aus Würzburg gehalten, der zugleich Philosoph, Kreativitätsforscher, Ökonom und Wirtschaftsethiker ist.

Die menschliche Gesellschaft organisiert sich nicht außerhalb des Bewusstseins, sondern durch die jeweils individuellen Denkprozesse hindurch. Der linguistic turn in der Philosophie des 20. Jahrhundert hat die prägende Rolle der Sprache für das menschliche Denken auf vielen Wegen herausgearbeitet. Die Sprache ist eine soziale Form, die gleichwohl nur durch das individuelle Sprechen reproduziert wird. Man erkennt die Natur der Sprache deshalb nicht durch äußere Modellierung – wie in den Naturwissenschaften –, sondern nur durch die Reflexion ihres Vollzugs. Das Geld ist neben der Sprache eine zweite, zentrale Vergesellschaftungsform. Es ist kein äußeres Ding, sondern besitzt nur eine „Natur“ in der rechnenden Anerkennung seiner Form. Geld ist eine Denkform, die Urform des rechnenden Denkens (ratio), die sich der sprachlichen Vergesellschaftung (logos) historisch mehr und mehr als innere Herrschaft überlagert hat. Das Subjekt der Moderne ist das Geldsubjekt; es ist gespalten zwischen ratio und logos. Die inneren Gegensätze dieser Denkformen herauszuarbeiten, ist das Ziel des Seminars.

Literatur:

  • Karl-Heinz Brodbeck: Die Herrschaft des Geldes. Geschichte und Systematik, Darmstadt 2009

  • Karl-Heinz Brodbeck: Der Zirkel des Wissens. Vom gesellschaftlichen Prozess der Täuschung, Aachen 2002

  • Zahlreiche weitere Texte auf der Homepage: http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/