Textuelle Formationen von Erinnerung und Gedächtnis. Benjamin, Adorno und Uwe Johnsons »Jahrestage«

Mittwoch, 20. April 2011 um 18:00 Uhr, Philosophisches Seminar, Hegelsaal

Ein Vortrag von Matthias Attig, M.A.

In seinem monumentalen Roman »Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl«, dessen vier Bände in den Jahren zwischen 1970 und 1983 erschienen, hat Uwe Johnson in einer kunstvoll durchkomponierten Montage Zeitungstexte, Listen, Gespräche, literarische Beschreibungen sowie Erzähl- und Traumsequenzen zur textuellen Darstellung eines vielstimmigen Erinnerungsprozesses zusammengeführt. Der Vortrag möchte demonstrieren, dass sich diese Art der Darstellung, die ihren Gegenstand – die allmähliche Konfigurierung von Erinnerungspartikeln – in ihrer eigenen textuellen Formierung abzuspiegeln sucht, an statt ihn le­diglich thematisch auf der Textoberfläche zu benennen oder auszusagen, als Ausprägung eines genuin poetischen, mimetischen Sprechens deuten lässt. Was unter einem solchen Sprechen zu verstehen sei und wie es einer wissenschaftlichen Untersuchung zugeführt werden könne – über diese und andere Fragen soll insbesondere eine Erörterung der ästhetischen Schriften von Benjamin und Adorno Aufschluss geben.