Argumentationsintegrität als Ethik der Kommunikation

Mittwoch, 19. Januar 2011 um 19:00 Uhr, Philosophisches Seminar, Hegelsaal

Vortrag von
Prof. Dr. Ursula Christmann, Psychologisches Institut Heidelberg und
Prof. D. Norbert Groeben, Psychologisches Institut Köln

Argumentationen gehen in der Regel von Meinungsverschiedenheiten aus, die durch den Austausch von Begründungen für die jeweils unterschiedlichen Positionen konstruktiv aufgelöst werden sollen. Wenn im Verlauf einer Argumentation jedoch z.B. falsche Behauptungen aufgestellt, Sachverhalte verzerrt, andere diskreditiert werden etc. dann löst das Gefühle der Empörung aus und wird zumeist sowohl von Betroffenen als auch unbeteiligten Personen als uninteger oder unfair bewertet. Integrität oder Redlichkeit des Argumentierens bedeutet eine Form von Unbestechlichkeit gegenüber der Versuchung, die Regeln des argumentativen Austauschs zu verletzen, sei es um seine Interessen durchzusetzen oder um Recht behalten zu wollen.

Im ersten Teil des Vortrags wird begründet, warum der Gesprächstyp des Argumentierens den ethischen Anspruch einer rationalen und kooperativen Kommunikation impliziert. Im zweiten (Haupt-)Teil werden daraus vier Zielmerkmale (formale und inhaltliche Richtigkeit sowie Gerechtigkeit) hergeleitet, die wiederum zu 11 Standards des (un-)integren Argumentierens führen, denen ca. 60 (un-)faire Argumentations-Strategien subsumierbar sind. Im dritten Teil wird die Anwendung dieses Standard-Strategien-Systems zur Diagnose und Bewertung (un-)integrer Argumentationen skizziert.